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Eine Fachkraft, ein Prozessmanager und ein Systemarchitekt für digitale Gesundheit: Diese drei neuen Berufe hält die Reformkommission der Stiftung Münch für erforderlich, um die Digitalisierung im Gesundheitssystem voranzubringen. Für alle drei Berufe, die für eine nachhaltige Verbesserung der Gesundheitsversorgung sorgen sollen, hat sie Kompetenzprofile erstellt, Anforderungen für die Entwicklung der Curricula entwickelt und Voraussetzungen für deren Implementierung skizziert. Vertreter des „Bündnis Junge Ärzte“ (BJÄ) unterstützen diesen Vorstoß – und erweitern diesen Vorschlag um ein weiteres Berufsbild – den Arzt für digitale Medizin.

„Spätestens seit SARS-CoV-2 ist allen die Bedeutung der Digitalisierung klar. Die Pandemie wird zum Katalysator für die digitale Transformation“, sagt Privatdozent Sebastian Kuhn, der die Reformkommission der Stiftung Münch federführend geleitet hat, „die von uns vorgeschlagenen Berufe haben dadurch an Bedeutung gewonnen, da sie sowohl die Patientenversorgung als auch die Innovationfähigkeit im Gesundheitssystem stärken.“ Der Reformkommission gehörten neben Kuhn Franz Bartmann, Bernadette Klapper und Uwe Schwenk an.

Die digitale Transformation des Gesundheitssystems hat das Potenzial, die Versorgung der Patienten zu verbessern, die im Gesundheitssystem beschäftigten Menschen zu entlasten und das System effizienter zu machen, so dass es finanzierbar bleibt. Spätestens seit SARS-CoV-2 werden für viele Menschen die Vorteile digitaler Anwendungen spürbar. Der Sachverständigenrat zur Begutachtung der Entwicklung im Gesundheitswesen hat im April 2020 die Digitalisierung als einen der Schlüssel zur Überwindung der Coronakrise benannt.

Um die Digitalisierung nachhaltig im Gesundheitswesen zu implementieren, hat eine Reformkommission der Stiftung Münch drei neue Berufe entwickelt: die Fachkraft für digitale Gesundheit (Digital Health Carer), den Prozessmanager für digitale Gesundheit (Digital Health Process Manager) und den Systemarchitekt für digitale Gesundheit (Digital Health Architect).

Digital Health Carer

Die Fachkraft für digitale Gesundheit ist ein patientennaher Beruf. Sie betreut unmittelbar jeweils einzelne Patienten und sucht nach individuellen Wegen zur bestmöglichen Versorgung in ihrer konkreten Situation. Sie leistet klassische analoge Hilfe und Routineversorgung und greift bei Bedarf auf digitale Technologien zurück, an die sie die Patienten heranführt. Ein relevanter Teil der Arbeit wird die Pflege der Gesundheitsdaten und der elektronischen Patientenakte sein.
Die Fachkraft benötigt grundlegendes medizinisch-pflegerisches Allgemeinwissen und technisches Know-how. Als Bindeglied zwischen Patienten, Fachpersonal und technologischen Anwendungen trägt sie zur Erhöhung der Versorgungsqualität vor Ort bei. Zunächst kann die Ausbildung zu Fachkraft über eine Weiter- und Sekundärqualifikation in anderen patientennahen Berufen erfolgen. Später sollte ein neuer, grundständiger Bachelorstudiengang etabliert werden.

Digital Health Process Manager

Der Prozessmanager für digitale Gesundheit ist für die Implementierung und Aufrechterhaltung innovativer Versorgungsabläufe zuständig. Er entwickelt medizinische und pflegerische Abläufe durch die Einführung digitaler Gesundheitstechnologien, die sich an einem Patientenkollektiv und ihren Behandlungsanforderungen orientieren. Eingesetzt wird der Beruf sowohl im stationären als auch im ambulanten Sektor, aber auch intersektoral an Schnittstellen verschiedener Einrichtungen des Gesundheitssystems. Er interagiert mit den Vertretern verschiedener Berufsgruppen und Anwendern der digitalen Technologien, weshalb er zusätzlich hohe kommunikative Fähigkeiten benötigt. Für die Qualifikation zum Prozessmanager ist ein Bachelor- oder Masterstudium erforderlich.

Digital Health Architect

Der Systemarchitekt für digitale Gesundheit ist ein Change-Manager, der die großen Linien für die digitale Transformation seiner Einrichtung vorgibt. Er verantwortet die Konnektivität der Systeme, die Einhaltung der Datenstandards, die Aufsicht über dutzende Einzelprozesse und erschließt Synergiepotenziale. Für seine Tätigkeit benötigt der Systemarchitekt hohes medizinisches und technologisches Wissen sowie hohe strategische und kommunikative Fähigkeiten.
Seine Funktion gibt es in der Regel nur einmal in seiner Einrichtung und ist typischerweise die Folge eines jahrelangen Karriereweges im Gesundheitssystem. Um die Berufe zu implementieren, fordern die Mitglieder der Reformkommission eine Strategie für digitale Gesundheit und das Schaffen von Rahmenbedingungen in den Bildungsinstitutionen. Zudem sind Professuren für digitale Transformation nötig. Innovative Curricula müssen zeitnah entwickelt und akkreditiert werden. Zudem empfiehlt die Reformkommission stärkere Agilität, um Aktivitäten für digitale Innovationsarbeit zu fördern.
Dass die Entwicklung neuer Gesundheitsberufe in der Zukunft unverzichtbar ist, sieht auch das „Bündnis Junger Ärzte“ so: „Eine Arbeitsteilung zwischen Ärzten, Gesundheitsfachberufen und Digitalexperten ist erforderlich. Ärztinnen und Ärzte müssen als therapieverantwortliche Digitalpartner einbezogen werden, da Ärzte im Mittelpunkt der Patientenversorgung stehen“, formulieren es die Sprecher:innen Max Tischler und Mira Faßbach.

Arzt für digitale Medizin

Digitale Entwicklungen könnten ihrer Ansicht nach immer nur ein Hilfsmittel in der Patientenversorgung sein. „Daher benötigt es aus Sicht des Bündnis Junge Ärzte ein viertes Berufsbild: den Arzt für digitale Medizin“, heißt es beim Bündnis. Konkret heißt das: Dieser Arzt für digitale Medizin müsse fundierte Kenntnisse über digitale Tools und digitale Gesundheitsanwendungen haben und diese, vergleichbar mit einem Stethoskop, anwenden können. „Über das Angebot digitaler Tools muss der Arzt für digitale Medizin die Patienten informieren und bei Problemen – egal ob medizinisch oder digital – kompetent beraten können, da Ärzte weiterhin erster Ansprechpartner für Patient:innen sein werden.“
Hierfür brauche es Schulungen, eine attraktive Vergütung dieser zusätzlichen Leistungen, die Implementation von Digitalkompetenzen in die Aus- und Weiterbildung sowie grundsätzliches Interesse an digitalen Anwendungen. Hier muss die Expertise von jungen Ärztinnen und Ärzten aus der unmittelbaren Patientenversorgung und gleichzeitig als digital natives genutzt werden.

Michael Braun, Foto francescoridolfi.com/Adobe Stock

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